Abdurrahman Ibn Khaldun

Aus “Die Welt aus den Fugen” von Peter Scholl-Latour (S. 80):

Für die Betrachtung, die ich hier anstelle, über die Vergänglichkeit der Imperien und die dem Abendland unbegreifliche politische Kultur des Islam drängt sich die Gestalt eines großen maghrebinischen Gelehrten des 14. Jahrhunderts auf, des Korangelehrten, Chronisten und Juristen Abdurrahman Ibn Khaldun. Seine für die damlige Epoche völlig ungewöhnliche objektive Analyse der orientalischen Gesellschaftsstrukturen hat ihm den Ruf eines “Vaters der Soziologie” eingebracht.

Und weiter (S. 113 f.):

Lassen wir noch einmal Ibn Khaldun zu Wort kommen, der das politische Verhalten der Araber wie folgt schildert: “Aufgrund des ihnen angeborenen wilden Temperaments sind die Araber weniger als die meisten anderen Völker geneigt, eine höhere Autorität anzuerkennen. Ihren politischen Bestrebungen fehlt es meist an einer deutlichen Zielsetzung. Sie bedürfen des Einflusses einer religiösen Gesetzgebung und der Autorität eines geistlichen Führers, um sich einzuordnen und zu disziplinieren. Wenn eine solche charismatische Gestalt auftritt, dann erst überwinden sie die bei ihnen verbreitete Mißgunst und Anmaßung. Erst in Befolgung der göttlichen Gesetze finden sie zur Einheit, zur Überlegenheit, zur Macht.”