Kurze europäische Geschichte

Kurze europäische Geschichte

Die letzten Tage habe ich das recht kurzweilige Buch “Die kürzeste Geschichte” von John Hirst gelesen. Es handelt sich dabei um einen kurzen Abriss der Geschehnisse in Europa vom 5. Jahrhundert vor Christi bis ins 19. Jahrhundert AD hinein. Im Folgenden versuche ich, eine kurze Zusammenfassung dieser Geschichte zu geben. Viel Spaß!

Altertum

Los gings im alten Griechenland (5. und 4. Jh. AC) mit den Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles. Letzterer war ein Schüler Platons, welcher wiederum von Sokrates unterrichtet wurde. Dieses goldene Zeitalter Athens war der Ursprung unserer Philosophie, Kunst, Literatur, Mathematik, Wissenschaft, Medizin und Politik. Apropos Medizin: Hier darf man natürlich Hippokrates nicht vergessen, der ebenfalls im 5. Jh. v. Chr. in Athen wirkte.

Die folgenden Jahrhunderte dominierte dann das Römische Reich. Christen waren in den Augen der Römer übrigens “Staatsfeinde, die es zu beseitigen galt” (S. 25). Dies änderte sich erst im Jahr 313 n. Chr., als sich Kaiser Konstantin überraschender Weise bekehren ließ. Er wurde Christ und die christliche Kirche erfuhr offizielle Unterstützung. Ein halbes Jahrhundert später war das Christentum dann sogar die einzig erlaubte Religion im Römischen Reich. Mit dem Fall Roms im Jahre 476 endet das Altertum und das Mittelalter beginnt. Vom Römischen Reich ist nur der östliche Teil geblieben. Dessen Ende kommt gut 1000 Jahre später im Jahr 1453 als die Türken Konstantinopel erobern.

Mittelalter

Das Mittelalter war von Invasionen und Eroberungen geprägt: im 5./6. Jh. die Germaneneinfälle in Europa und Nordafrika; im 7./8. Jh. dann die muslimischen Einfälle in deren Folge Teile Italiens, der Balkan, die Türkei, Arabien, Ägypten, Nordafrika und Spanien unter muslimischer Herrschaft standen; und im 9./10 Jh. dann die Wikinger, die marodierend durch ganz Europa zogen. Danach zog Ruhe in Europa ein. “Der Handel lebte wieder auf, und die Städte wuchsen. Die europäische Gesellschaft war jetzt stabil und stark genug, um eigene Eroberungszüge hinauszuschicken.” (S. 90). Das Christentum versuchte nun die Muslime zurückzudrängen, aus Spanien und aus Palästina. Mehr als 400 Jahre dauerte es, bis Spanien zurückerobert war. “Die Kreuzzüge ins Heilige Land begannen im Jahr 1095 und zogen sich über fast zwei Jahrhunderte hin.” (S. 90) – letztendlich jedoch erfolglos. Im 15. Jh. begann auch die Expansion nach Übersee, nach Amerika und Asien. “Die Europäer wählten den Weg über die Meere auch deshalb, weil die Route nach Osten in muslimische Hände gefallen war.” (S. 91).

Königreich der Franken

“Nur ein germanischer Stamm im Westen brachte einen langlebigen Staat hervor; dieser war das Königreich der Franken” (S. 81). Dessen Herrscher Karl der Große wurde 800 n. Chr. vom Papst zum Kaiser gekrönt. “Karl der Große förderte die Bildung (…) und er wurde zum Mäzen gelehrter Männer, die den Auftrag erhielten, nach alten Handschriften zu suchen und sie zu kopieren. Fast alle erhalten gebliebenen lateinischen Werke wurden in der Zeit Karls des Großen kopiert. Ohne ihn wäre das klassische Erbe ziemlich mager gewesen.” (S. 145 f.). Das Königreich der Franken zerfiel später in drei Teile. “Dann trat im Jahr 962 in dem deutschen Teil (…) ein neuer, starker König auf, Otto der Erste. Ihn krönte der Papst zum römischen Kaiser” (S. 147). Fortan wurde jeder deutsche König auch römischer Kaiser, später Heiliger Römischer Kaiser.

England

England wurde erst im 1. Jh. n. Chr. Teil des Römischen Reiches. Im Jahre 410 wurden die dort stationierten römischen Truppen jedoch wieder abgezogen, da sie in Kontinentaleuropa zur Verteidigung gegen die Germanen gebraucht wurden. Die 300 Jahre römischer Besiedlung hatten die Gesellschaft der Britannier nicht zerstört. Mit der Eroberung im 5./6. Jh. durch die Angeln, Sachsen und Jüten wurde England eine “durch und durch germanische Gesellschaft” (S. 83). Die germanischen Eroberer waren Heiden, das Christentum gelangte erst durch die Iren (!) nach England. Irland selbst war nie Teil des Römischen Reiches gewesen und blieb auch von germanischen Eroberungen verschont. Nur dem Christentum gelang es die Grenzen Irlands zu überspringen und sich dort auszubreiten.

Neuzeit

1400 beginnt die Neuzeit. Das 15. Jh. ist die Zeit der Renaissance, der Wiederentdeckung der Klassik (Altertum, Griechenland). Im 16. Jh. erklärt Martin Luther die Institution Römisch Christliche Kirche für obsolet. Es genügt allein der Glaube des Einzelnen, um in den Himmel zu kommen – es ist die Zeit der Reformation. Die Wissenschaftliche Revolution folgt dann im 17. Jh.: “Die Griechen haben sich geirrt” (Abbildung S. 61). Im 18. Jh. dominieren zwei konträre Strömungen: zum einen die Romantik (Gefühl, Kultur, Nationalismus, Befreiung), zum anderen die Aufklärung (Vernunft, Wissenschaft, Fortschritt).

In England wurden 1689 mit der Bill of Rights die Rechte des britischen Parlaments manifestiert. Hundert Jahre später folgte die Französische Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), die jedoch in eine Diktatur der Jakobiner unter Robespierre führte. Nach zehn Jahren wurde der Spuk beendet und Robespierre hingerichtet. Das Machtvakuum nutzte Napoleon Bonaparte: “Er hatte sich in den Revolutionskriegen, die Frankreich gegen die monarchischen Mächte Europas führte, einen Namen gemacht. Er war ein Kind der Aufklärung und glaubte an die Prinzipien der Revolution, ausgenommen des Rechts des Volkes, sich selbst zu regieren.” (S. 158). “Er gedachte wie die Römer ein ausgedehntes Imperium zu schaffen, in dem die Prinzipien des republikanischen Frankreichs die Grundlage für eine gerechte und geordnete Gesellschaft sein sollten. Die Kriege gegen die Großmächte Europas, welche die ersten Revolutionäre begonnen hatten, führte er weiter und errang bemerkenswerte Siege. (…) Auf dem gesamten Kontinent fegte er mittelalterliche Rechte, Privilegien und Anomalien hinweg, um seine neue, rationale Ordnung zu errichten. Als die Mächte Europas es endlich schafften (…) Napoleon zu besiegen, konnte vieles von dem, was er geschaffen hatte, nicht mehr rückgängig gemacht werden.” (S. 160, Code Napoleon). Napoleon krönte sich 1804 zum Kaiser und schaffte zwei Jahre später das Heilige Römische Reich ab, als er mehrere deutsche Kleinstaaten zum Rheinbund zusammenfasste.

Sprachen

Im Römischen Reich gab es zwei Weltsprachen: Griechisch und Latein. Die eine wird heute noch gesprochen, die andere gilt als tote Sprache. “Die Grenze zwischen dem lateinischen Westen und dem griechischen Osten verlief durch das heutige Serbien. So wurde Latein zur Sprache eines großen Teils des Balkans, ganz Italiens, Frankreichs und Spaniens, nicht aber Britanniens.” (S. 163). Nachdem das Imperium zerbrochen war, entwickelten sich aus dem Lateinischen eine Reihe romanischer Sprachen. Die wichtigsten sind: Französisch, Italienisch und Spanisch. Weitere romanische Sprachen sind: Portugiesisch und – Achtung – Rumänisch! Neben den romanischen Sprachen gibt es noch die germanischen Sprachen (Mittel- und Nordeuropa, Britische Inseln) sowie die slawischen Sprachen (Osteuropa). Länder- und Sprachgrenzen stimmen nicht immer überein. So wird etwa im Norden Belgiens eine germanische, im Süden eine romanische Sprache gesprochen. In der Schweiz werden sogar drei Sprachen gesprochen: eine germanische und zwei romanische. “Ein paar Länder sind Einzelgänger mit einer Sprache, die nicht mit irgendeiner anderen verwandt ist. Das sind die Griechen, die Albaner, die Ungarn und die Finnen.” (S. 168).

Indoeuropäisch

“Latein (mit seinen romanischen Ablegern), Griechisch sowie die slawischen und germanischen Sprachen gehen alle auf einen gemeinsamen Ursprung zurück, eine Sprache, die man als Indoeuropäisch bezeichnet. (…) Man nennt diese Sprache Indoeuropäisch, weil auch die indische Sprache Sanskrit und das Persische auf sie zurückgehen.” (S. 169). Bis zum 18. Jh. hatte man noch vermutet, die europäischen Sprachen seien aus dem Hebräischen, der Sprache der Juden, hervorgegangen, was sich jedoch als falsch herausstellte. Hebräisch und die indoeuropäischen Sprachen haben nichts gemein. Auch Finnisch und Ungarisch gehören nicht zu den indoeuropäischen Sprachen. Beide sind jedoch miteinander verwandt.

Englisch

Englisch war zunächst eine rein germanische Sprache. Mit der Invasion der normannischen Franzosen im Jahr 1066 kam jedoch erneut eine romanische Sprache auf die Insel. Französisch wurde zunächst nur von der neuen Herrscherklasse gesprochen, später ging es jedoch im Englischen auf. Die Folge: “Englisch hat einen um ein Mehrfaches größeren Wortschatz als Deutsch und Französisch – schließlich ist es ein Amalgam aus Germanischem und Französischem.” (S. 173).