Ypsilanti für “Nacktfluch-Verbot”

Andrea Ypsilanti

Gestern gab’s ein Fernsehduell zwischen Herrn Koch und Frau Ypsilanti. Er, das kompetente Schlitzohr, mit allen Wassern gewaschen, gegen sie, die charmante, schüchterne Ex-Stuardess mit Soziologie-Diplom. Fleißig versuchte Frau Ypsilanti sich für “Mikranken-Kinner” einzusetzen und forderte ein “Nacktfluch-Verbot”, aber bis auf lustiges Gedresche auswendig gelernter Phrasen war da nicht viel — klarer Punktsieg für Koch.

Die Sächsische Zeitung sieht das natürlich anders: “Die Ex-Stewardess bringt die CDU ins Schwitzen” muss man da auf Seite 2 lesen; gleich darunter wird dem bösen Herrn Clement ans Bein gepisst. Dabei hat der lediglich prophezeit, das Abschalten von Atom- und Kohlekraftwerken werde die Energiepreise weiter in die Höhe treiben. Die Wähler sollten daher abwägen, wem sie ihr Vertrauen schenken.

Klar steht er auf der Gehaltsliste von der RWE Power AG, das ändert jedoch nichts am Wahrheitsgehalt seiner Aussage. Beck, Struck und Co. geht das natürlich gegen den Strich, der Störer soll die SPD so schnell es geht verlassen — wenn nicht freiwillig, dann eben durch ein Ausschluss-Verfahren. Kindergarten.

Langsam kotzt mich die Berichterstattung der Sächsischen Zeitung an; liegt wahrscheinlich daran, dass ich kein Soziologie-Diplom in der Tasche und auch keine rosarote Brille auf der Nase hab. Und Peter Heimann, der übrigens aussieht wie der Bruder von Horst Schlemmer, der glänzt nicht nur durch seine realitätsfremde Einschätzung des Fernsehduells, nein, er lässt sich auch noch zu einem lächerlichen Kommentar auf Seite 4 hinreißen. “Viele Genossen würden Clement keine Träne nachweinen”, er eingeschlossen? Mal sehen, was er bis zur Wahl in Hessen am 27. Januar noch so alles von sich gibt.

Vielleicht sollte er mal folgende Aussage von Frau Ypsilanti überprüfen: "Ich hätte meinen Sohn gerne auf eine öffentliche Ganztagsschule geschickt, die vernünftig zu erreichen ist, aber es gibt keine in erreichbarer Lage.” Wirklich? Da hat sie wohl die Friedrich-Ebert-Schule übersehen, nicht mal 7km von ihrem Wohnort entfernt. Naja, Schwamm drüber. Wer sich’s leisten kann, der schickt sein Kind auf ’ne Privatschule, schon der Lederjacke und dem mp3-Player des Sproßes zuliebe. Probleme mit “Mikranken-Kinnern” gibt’s da nicht; so gesehen ist ihre Forderung nach einem “Nacktfluch-Verbot” nachvollziehbar.