Koffer nach Afghanistan
Verteidigungsminister Franz Josef Jung besuchte Anfang der Woche Afghanistan. Im Gepäck hatte er einen Koffer voller Geld. Den übergab er den Hinterbliebenen einer Afghanin, die vor ein paar Tagen mit ihren zwei Kindern von einem deutschen Soldaten erschossen wurde. Dafür wurde brav die vorgeschriebene Blutrache für nichtig erklärt — so glaubt man wenigstens.
Das wird kaum Jungs letzter Besuch am Hindukusch gewesen sein. Denn die Situation — Jungs Synonym für Krieg — in Afghanistan wird immer prekärer. Trotzdem die Deutschen beim Mohnanbau wie gewohnt wegschauen, geraten sie immer öfter unter Beschuss und werden zunehmend Ziel von Anschlägen. Kritik am Afghanistaneinsatz verbietet sich Jung, das würde die Taliban nur in ihrem Tun bestärken.
Das hat sich scheinbar noch nicht bis zu Oberst Bernhard Gertz rumgesprochen. Der ist Vorsitzender des Bundeswehrverbandes und schert sich, glücklicherweise, wenig um Jungs Kritikverbot. Gertz spricht offen vom Krieg in Afghanistan und so sei der kürzlich getötete deutsche Soldat nicht “im Einsatz ums Leben gekommen”, sondern “für die Bundesrepublik Deutschland gefallen”. Wie recht er doch hat!
Wie wird nun der deutsche Afghanistaneinsatz in Zukunft aussehen? Da sehe ich zwei Möglichkeiten. Entweder man stellt sich der Situation, das heißt es werden noch mehr deutsche Soldaten und Zivilisten sterben, Jung muss dutzende Geldkoffer nach Kundus und Umgebung schleppen und natürlich offen von Krieg sprechen. Oder aber die Bundeswehr verschanzt sich in ihren Lagern, die Soldaten spielen Fußball, telefonieren nach Hause und sitzen gemütlich bei einem Glas Bier zusammen.
Da man der Bevölkerung die erste Variante kaum zumuten kann und will, wird aus dem Einsatz wohl ein Einsätzchen werden. Denn den Mumm, diese Farce in Afghanistan schleunigst zu beenden, hat die Bundesregierung derzeit nicht. Leider.