Jeder, der in der DDR aufwuchs, kennt dieses Buch: “Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm”. Ich mag es sehr, besonders die Illustrationen von Werner Klemke. Letztes Jahr kaufte ich mir ein eigenes Exemplar und seither lese ich Justin oft daraus vor; heute war Rotkäppchen dran.

Ein bekanntes Märchen, mir war jedoch bisher unbekannt, dass Rotkäppchen, nachdem alles vorbei war, nocheinmal die Bekanntschaft mit einem Wolf machte. Sie ließ sich diesmal aber auf nix ein, sondern ging sofort zur Großmutter. Der erzählte sie:

Wenn’s nicht auf offener Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.

Da verrammelte die Alte die Tür, um sich und Rotkäppchen vor dem Graukopf zu schützen. Der kam dann schließlich auch, setzte sich auf’s Dach und wartete darauf, dass Rotkäppchen den Heimweg antritt, um sie dann endlich fressen zu können. Die Großmutter bemerkte jedoch den ungebetenen Gast auf dem Dach und bat Rotkäppchen, alte Wurstbrühe (kein Scherz!) in einen Trog vor dem Haus zu kippen. Den Wolf zog das magisch an, er stürzte vom Dach in den Trog und ertrank jämmerlich — riesen Freude bei Großmutter, deren Enkelin und bei uns, dem Leser der Geschichte und dessen Zuhörer.