Auf Seite 4 der Sächsischen Zeitung versuchen Paul Kreiner und Uwe Peter dem Leser zu erklären: “Warum die Italiener Berlusconi wählen?” Toll machen sie das, da wird wirklich kein Klischee ausgelassen. Man bekommt glatt das Gefühl, die Italiener wären ein Haufen Hirnamputierter. Hier ein Auszug:

Sind die Italiener so vergesslich oder warum wählen sie den Mann immer wieder? Erinnern sie sich nich an unzählige gebrochene Wahlversprechen der Vergangenheit, peinliche Auftritte und den Ansehensverlust vor allem im Ausland?

Man erfährt, dass die Wähler aus allen Schichten kommen und dass viele junge Leute ihn gut finden. Dann wird nochmal ordentlich gegen Berlusconi gehetzt und zum Schluss bedauert, dass die Linke in Italien so schwach ist. Das Geschmiere endet schließlich mit dem verbitterten Satz:

So wählten die Italiener wieder einmal das vermeintlich kleinere, weil bekanne “Übel”.

Apropos: Übel wird einem auch, wenn man den Kommentar von Frank Grubizsch zu Berlusconi liest. Harte Zeiten würden für die EU anbrechen, schließlich glaube der Cavaliere, man “müsse sich von Brüssel nichts sagen lassen”. Ich kann den Silvio da durchaus verstehen. Auch für mich ist die EU nicht das Maß aller Dinge. Es ist doch legitim, zuerst die Interessen des eigenen Landes im Blick zu haben. Immerhin verliert Grubizsch auch ein paar positive Worte zur Wahl Berlusconis:

Das könnte dazu beitragen, die “italienische Krankheit” zu überwinden: die politische Zersplitterung, die das Land immer an den Rand der Unregierbarkeit gebracht hatte.

Recht hat er. In sechs Jahrzehnten gab’s in Italien bislang 62 (!) Regierungen. Berlusconi war der einzige, der nach dem zweiten Weltkrieg eine komplette Legislaturperiode durchgehalten hat.

Klar hat der Mann Kanten und Ecken. Er ist auch hin und wieder mit dem Gesetzt in Konflikt geraten. Na und? Das ist doch normal für einen Superreichen. Ich sehe keinen Grund, warum man ihm daraus einen Strick drehen sollte. Dass er etwas kann, hat er in der Vergangenheit gezeigt. Anscheinend sehen das die Italiener ganauso und sind es satt von einer Horde Flachzangen regiert zu werden.