Was unterscheidet Süd-Ossetien vom Kosovo? Eigentlich kaum etwas, wenn es um das Streben nach Unabhängigkeit geht. Der Kosovo, einst Teil Serbiens, hat sie schon, Süd-Ossetien will sich noch abspalten, von Georgien. Beiden Regionen gleich ist das Übergewicht einer bestimmten Bevölkerungsgruppe: im Kosovo die Muslime, in Süd-Ossetien die Russen. Nachdem die Anerkennung des Kosovo glatt über die Bühne ging — zum Nachteil Serbiens — sollte nun auch die Anerkennung Süd-Ossetiens kein Problem sein. Denkste!

Die Sache sieht hier ganz anders aus, wie unser Verteidigungsminister Franz Josef Jung heute in der SZ zum Besten gibt. Er fordert:

Wir müssen Russland deutlich machen, dass die Souveränität Georgiens völkerrechtlich zu achten ist.

Hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Wo war der Aufschrei Jungs, als es um die Souveränität Serbiens ging? Ganz einfach: Es gab keinen! Die Hintergründe für dieses peinliche Gehabe bleiben dem Bürger natürlich verborgen.

Ganz nebenbei: Das Interview mit Jung in der SZ ist wirklich eine Offenbarung. Wenn man den Ausführungen Jungs so folgt, stellt sich unweigerlich die Frage nach der deutschen Definition von Armee. Geht es nach Jung, handelt es sich um eine Art THW mit Schusswaffe, die man nur nach einem schriftlichen Antrag benutzen darf. Ich seh’ das anders. Wenn man schon davon redet, Verantwortung zu übernehmen, dann soll man das auch tun — mit allen Konsequenzen. Dem geht man natürlich aus dem Weg, denn keiner will ständig Trauerreden vor aufgebahrten Zinksärgen halten. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier, wie so oft, weit auseinander.