Unfassbares Leid

Die Seite Drei der Donnerstagsausgabe der Sächsischen Zeitung widmete sich letzte Woche dem Treiben Adolf Eichmanns, dessen Prozess, Verurteilung und Hinrichtung. Eichmann hatte die Juden-Ermordung organisiert. Im Beitrag kommt Gabriel Bach zu Wort, der stellvertretende Chefankläger im Prozess gegen Eichmann. Bach gibt darin eine Zeugenaussage wieder, die ihm seit 50 Jahren nicht aus dem Kopf gehen will. Ein Ungar, der seine gesamte Familie verloren hatte, schilderte seine Ankunft in Auschwitz. Im Beitrag heißt es dazu:

Seine Tochter trug an diesem Tag einen roten Mantel. Er blickte ihr hinterher nach der Selektion an der Rampe des Todeslagers. Noch lange sah der Mann das Mädchen und den roten Mantel, der in der Menge der Todgeweihten immer kleiner wurde. Ein kleiner, roter Punkt schließlich nur noch, der dann ganz verschwand — und damit auch aus seinem Leben. “Als der Mann seine Geschichte erzählt hatte, konnte ich einfach nicht mehr weiter. Es war wie ein Schlag”, sagt Bach. Denn kurz zuvor hatte er seiner zweieinhalbjährigen Tochter Orli einen roten Mantel gekauft.

Gabriel Bach sagt weiter:

An jedem Tag gibt es irgendetwas, das mich daran erinnert. Ich kann in einem Sportstadion sein, in einem Restaurant oder einfach nur auf der Straße: Ich drehe mich um und sehe ein Kind, das einen roten Mantel trägt.

Ich kann ihn verstehen.